Die Landi 39 – Eine Ausstellung für die Geistige Landesverteidigung

Unter den Nachwehen der Weltwirtschaftskrise und dem nahenden Ausbruch des ersten Weltkriegs wurde am 6. Mai 1939 mit einem grossen Festumzug die Eröffnung der vierten Landesausstellung in Zürich gefeiert. Bis zum 29. Oktober zog sie statt den erwarteten 3-4 über 10,5 Millionen Besucherinnen und Besucher ans Seebecken und übertraf ihr Ziel die geistige Landesverteidigung zu stärken.

Ursprünglich war die Landesausstellung für 1933 geplant, wurde allerdings erst auf 1936 und 1938 verschoben, bis sie 1939 durchgeführt wurde. Unter der Leitung des Architekten Armin Meili (1892 – 1981) entstand in nur zweieinhalb Jahren die erfolgreichste Landesausstellung der Schweiz. Dies nicht nur in Bezug auf den Besucherandrang, sondern auch finanziell, erwirtschaftete die Landi schlussendlich einen Gewinn von über sechs Millionen Franken. Angesichts der geopolitischen Lage eine Meisterleistung weswegen Meili im Werk Schweizerköpfe der Gegenwart 1945 auch als «Zauberer» bezeichnet wurde.

Panorama_Landi39

Panorama der Landesausstellung von Otto Baumberger (K 528005).

Wie bereits vorhergehende Schweizerische Landesausstellungen hatte auch die Landi 39 die Aufgabe einer nationalen Präsentation der Schweiz. Ein halbes Jahr bevor die Ausstellung eröffnet wurde, veröffentlichte der Bundesrat eine Botschaft, welche eine lange Forderung aus dem Parlament zur Staatsdoktrin erhob: Die Geistige Landesverteidigung.

Die Landi 39 hatte somit auch das Ziel zu einem Sinnbild von Patriotismus, Wehrhaftigkeit und Solidarität zu sein. Unterstützt wird dies mit einem Blick ins Reglement für die Aussteller. Die Landesausstellung soll «[…] die vorwärts strebenden wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und politischen Kräfte unseres Landes sammeln und darstellen, der Bevölkerung der Schweiz und fremden Gästen die Leistungsfähigkeit des Schweizervolkes zeigen […]».

So wurde am rechten Zürichseeufer die traditionelle Schweiz mit Themen wie das Trachtenwesen, die Land- und Milchwirtschaft oder einem «Grotto ticinese» präsentiert. Die linke Uferseite zeigte dagegen die moderne Schweiz mit Technik, Mode und dem Wehrwesen.

Linkes_Seeufer_Landi39

Das rechte Seeufer an der Landi 39 auf dem Orientierungsplan (K 683979).

Wie wichtig die Ausstellung war, zeigt sich auch nach der Generalmobilmachung der Schweizer Armee am 1. September 1939. Um für den Einsatz bestimmte Waffen, die ausgestellt wurden, zu entfernen, wurde sie für drei Tage geschlossen. Auf Veranlassung von General Henri Guisan wurde die Ausstellung danach wiedereröffnet.

Die Geistige Landesverteidigung war also zentral für die Landi, ihr Erfolg aber ausschliesslich darauf festzumachen, greift zu kurz. Zahlreiche Attraktionen lockten die Besucherinnen und Besucher. Neben zahlreichen Konzerten und Theateraufführungen fand an der Landesausstellung auch das Eidgenössische Trachtenfest oder die «Landi-Schwinget» statt. Zur Verbindung der beiden Uferseiten wurde speziell eine Seilbahn über den Zürichsee gebaut. Mit über 900 Meter hatte sie damals die längste Spannweite der Welt. Trotz dem damaligen stolzen Preis von 1.50 CHF wurde sie rege genutzt.

Seilbahn_Landi39

Die Seilbahn über den Zürichsee an der Landi 39 auf dem Orientierungsplan (K 683979).

Auch die ETH Zürich war an der Landesausstellung 1939 vertreten. Durch die Anlagen am linken Seeufer konnten die Besucherinnen und Besucher mit 82 metallenen Boote ihre Runden drehen. Der 1600 Meter lange Schifflibach wurde von der Versuchsanstalt für Wasserbau der ETH entworfen. Über 700’000 Personen fuhren mit dieser Attraktion an der Landi, was zu drei Mal höheren Einnahmen führte als budgetiert. 15 dieser Boote wurden nach der Landi zu militärischen Zwecken verwendet.

Rechtes_Seeufer_Landi39

Das linke Seeufer mit dem Schlifflibach auf dem Orientierungsplan (K 683979).

Die Ausstellung hatte auch Auswirkungen auf die nachfolgenden Jahre. Durch sie wurde der Schweiz typische Landistil bekannt und bis in die 1950er Jahr gepflegt. Der Architektur- und Designstil zeichnet sich durch funktionale, sachliche, leichte und reduzierte Gestaltung aus.

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