Hochgefeiert seid allhier, Elemente ihr alle vier!

walpurgisnacht, f. die nacht des 1. mai, in der nach dem volksglauben die hexen ausreiten (nach einer in Norddeutschland verbreiteten annahme nach dem Blocksberge, andre hexenberge bei Grimm myth.4 2, 878 f. 3, 307 f.): vesperae Philippi Jacobi. Stieler 1322 (im index Walburgisnacht); Wallpurgisnacht Rondeau. Zedler 52, 1781. Adelung;

(sie ward) vor ärger grün und blau,
gleich einem schauderhaften wesen,
das, alter sage nach, in der Walpurgisnacht
die reise nach dem Blocksberg macht.

Langbein schriften2 4, 217;

(Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, https://www.woerterbuchnetz.de/DWB, abgerufen am 25.04.2022.)

 

Die Walpurgisnacht (auch Sankt-Walpurgisnacht oder Hexenbrennen) wurde im Mittelalter am 1. Mai als Gedenktag der heiligen Walburga, einer englischen Äbtissin, gefeiert. Es war der Tag, an dem sich der Legende nach die Hexen auf dem Blocksberg, oder anderen erhöhten Orten, trafen und feierten. Geprägt wurde dieser Feiertag von Beschreibungen des Hexensabbats oder Teufelstanz in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts. Einen besonderen Stellenwert kann man hierbei Goethe zuschreiben, der in «Faust» die Walpurgisnacht ausführlich beschrieb.

Im Hochschularchiv der ETH befinden sich nicht nur Unterlagen zur Technikgeschichte, sondern auch teilweise interessantes Material zu übernatürlichen Hintergründen, wie dem Hexenglauben. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass die Verbindung zwischen Technik und dem Übernatürlichen gar nicht so weit hergeholt ist. Auf diese Nähe wies auch Heinrich Zollinger, Rektor der ETH Zürich, in seiner Ansprache zum Polyball 1973 hin, der passenderweise der Walpurgisnacht gewidmet war:

Rede Heinrich Zollinger

Rede von Heinrich Zollinger zum Polyball 1973, 02.12.1973 (ETH Bibliothek, Hochschularchiv, EZ-5.3/003)

 

Für Zollinger, der selbst an der ETH Zürich Chemie studiert und im selben Fach promoviert und doziert hatte, war es eine grosse Freude, dass der erste Polyball während seiner Amtszeit als Rektor im Zeichen der Walpurgisnacht stand. Eine besondere Verbindung sah er hierbei zu der Walpurgisnachtszene im Faust II, die an die Laboratoriums-Szene anschliesst. Die Verbindung der Wissenschaft, die sich über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelte zu der damaligen, «phantastischen» Zeit hatte ihn beeindruckt. Diese Verbindung sollte man auch in der heutigen Zeit nicht vergessen, gerade an einem Wochenende, an dem der bekannte Hexenfeiertag stattfindet.

Wie die ETH mit dieser Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft umgeht, zeigt sich gut in diesem Video über das ehemalige Chemiegebäude. Und für alle, die vor der Walpurgisnacht, ähnlich wie in «Faust», sich in eine Laboratoriums-Szene hineinversetzen wollen, die können sich virtuell in das historische Chemielabor und damit die Welt dieser «…weitläufigen, unbehülflichen Apparate zu phantastischen Zwecken» begeben.

 

Weiterführende Literatur:

Cramer, Salomo: Zur klassischen Walpurgisnacht im zweiten Theile des Goethe’schen Faust. Zürich, 1843. https://doi.org/10.3931/e-rara-25298

1 Gedanke zu „Hochgefeiert seid allhier, Elemente ihr alle vier!“

  1. Die Walpurgisnacht ist wirklich ein faszinierendes und mysteriöses Thema, das sich durch die Geschichte und die Literatur zieht. Die Verbindung zwischen diesem alten Hexenfest und der Wissenschaft, wie sie von Heinrich Zollinger in seiner Rede zum Polyball 1973 erwähnt wurde, ist höchst interessant. Es zeigt, wie Themen aus der Vergangenheit auf unterschiedliche Art und Weise in der Gegenwart präsent sind und wie sich Traditionen und moderne Ansichten miteinander verflechten.

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