Der Flughafen Zürich feiert dieses Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Etwa 100 Jahre vor dessen Bau und Inbetriebnahme entstand ein bedeutendes Kartenwerk für den Kanton Zürich, welches die Topografie des Kanons – so auch das Gelände des heutigen Flughafens – erstmals in Farbe und hoher Genauigkeit festhielt: Die Wild-Karte.
Dieses Wochenende findet das Flughafenfest statt: Tausende Personen werden sich auf dem Gelände des Flughafens Zürich den Attraktionen und Angeboten widmen, welche der Flughafen dieses Jahr speziell zum 75jährigen Jubiläum des Erstflugs, also des offiziellen Betriebs organisiert hat. Da, wo zu Zeiten des zweiten Weltkriegs noch «Ödland», ein grosses Moor die Landschaft prägte und vom Waffenplatz Kloten für Schiessübungen genutzt wurde, entstand das Schweizer «Tor zur Welt».
Abb. 1: Die Moorlandschaft zwischen Kloten und Oberglatt. Ausschnitt aus der Wildkarte, Blatt 14 Kloten (Aufnahme um 1847)
Dieses Ödland ist es, welches Vermesser, Ingenieure und Kartografen in den Jahren 1843 bis 1851 unter Leitung von Johannes Wild (1814-1894) festgehalten und zwischen 1852 und 1865 auf Papier gebracht haben, zusammen mit allen weiteren Teilen des Kantons Zürich. Die Topografische Karte des Kantons Zürich 1:25 000 (die sogenannten Wild-Karte) löste damit die 200 Jahre alte Gyger-Karte als genauestes kartografisches Mittel des Kantons ab.
Die Wild-Karte gilt als erste Höhenkurvenkarte im Massstab 1:25 000, welche Niveaulinien zur Abbildung des Geländes einsetzte. Und das nicht nur an Land, sondern auch in Seen (als Tiefenkurven). Mit dem Einsatz verschiedenen Farben für Höhenlinien (braun), Gewässer (blau) und Wälder (grün) entsteht ein klares Kartenbild.
Abb. 2: Das Zürcher Seebecken mit den Tiefenkurven, Richtung Zürichberg sind die braunen Niveaulinien auch klar sichtbar. Ausschnitt aus der Wild-Karte, Blatt 18 Zürich (Aufnahme um 1846)
Das Wirken von Johannes Wild stand unter dem Einfluss und den technischen Vorgaben seitens Guillaume Henri Dufour (1787-1875), welcher mit dem 1838 gegründeten Eidgenössische Topographische Bureau (heute swisstopo) die Arbeit an der Topographischen Karte der Schweiz 1:100 000 (der sogenannten Dufourkarte) vorantrieb. Wild war vor der Übernahme der Karte des Kantons Zürich selbst an den Vorarbeiten für die Dufourkarte beteiligt. Nach Abschluss der Feldarbeiten 1851 fanden die Ergebnisse der Wild-Karte in der Dufourkarte dann auch Verwendung und bilden schon kurz darauf die Grundlage für das nächste grosse Werk der Schweizer Kartografie, der Siegfriedkarte. Auf dieser Siegfriedkarte erscheint der Flughafen Kloten dann auch erstmals kurz nach seiner Inbetriebnahme im Jahr 1948.
Abb. 3: Ausschnitt aus der Siegfriedkarte, Blatt 43 Kloten, Ausgabejahr 1949 (Quelle: geo.admin.ch)
Das Flughafenfest bietet dieses Wochenende Gelegenheit, die Entwicklung des Flughafens auch anhand grosser Werke der Schweizer Kartografie nachzuverfolgen. Man darf gespannt sein, wie in 75 Jahren dann der Rückblick auf 150 Jahre Flughafen und 250 Jahre Wildkarte ausfallen wird.
Literaturhinweis:
Arthur Dürst: Die topographische Aufnahme des Kantons Zürich 1843–1851. In: Cartographica Helvetica Heft 1 (1990) S. 2–17. https://doi.org/10.5169/seals-1126