Sammlung 3D – eine Ringsonnenuhr für Reisen

Diese Ringsonnenuhr stammt aus der ehemaligen Sammlung von Rudolf Wolf (1816-1893). Im 1873 von Rudolf Wolf angelegten Inventar ist die Ringsonnenuhr zwar aufgeführt, aber nicht datiert und es ist auch nichts zu den beiden Herstellern Christian Jenderich und J. Linzner ausgeführt.1

Ringsonnenuhren 

Tragbare Ringsonnenuhren lassen sich ab dem 16. Jh. nachweisen. Einfache Ringsonnenuhren bestehen aus einem einfachen Metallstreifen mit Loch, zweifache Ringsonnenuhren, so wie die hier gezeigte, stellen eine Weiterentwicklung von einfachen Ringsonnenuhren dar, aber auch eine Vereinfachung von komplizierten Universalsonnenringen.2

Ringsonnenuhren wurden oft auf Reisen verwendet. Die Verwendung des vorliegenden, zweifachen Sonnenrings sieht folgendermassen aus: Die Aufhängeöse wird so verschoben, dass die Marke auf dem Breitengrad des Standortes liegt. Danach werden die beiden Ringe senkrecht zueinander gestellt. Als nächstes muss das Öhr in der Mitte reguliert werden und zwar auf den Tag der Beobachtung. Denn ob dieser im Frühling, Herbst oder Sommer liegt, hat einen Einfluss auf den Stand der Sonne. Sind alle diese Einstellungen vorgenommen, kann das Objekt in die Sonne gehalten werden, festgehalten wird sie an der Aufhängeöse. Der Meridianring (der äussere Ring) wird dann in den Ortsmeridian eingependelt. Der Steg – auch Lochblende genannt -, muss dann so gedreht werden, bis das Sonnenlicht auf die Innenkante des inneren Rings fällt. Nun kann die Stunde abgelesen werden. 3

macbook

3D – Digitalisierung

Objektauswahl
Diese Ringsonnenuhr ist nur eine von insgesamt vier Ringsonnenuhren in unserer Sammlung. Zwei davon sind in der Daueraustellung “Den Himmel erforschen – Ein Blick in die Sammlung von Rudolf Wolf” in der Semper-Sternwarte zu sehen. Das Modell kann für Vermittlungszwecke im Zusammenhang mit dieser Ausstellung verwendet werden, da die Funktionsweise am 3D-Modell gut gezeigt werden kann.

Photogrammetrie und Modellierung
Das Objekt wurde hängend digitalisiert. Dazu musste eigens eine kleine Halterung gebaut werden (links abgebildet). Um zu garantieren, dass sich die Ringe nicht bewegen, haben wir sie mit etwas Musemswachs befestigt. Die animierten Strukturen wurden manuell erstellt.

1. Über die beiden Hersteller findet man auch in der Literatur keine Angaben. Überliefert ist eine auf 1692 datierte Grafik von einem Christian Jenderich. Ob es sich um dieselbe Person handelt, ist unklar. Vgl. https://www.herder-institut.de/bildkatalog/iv/77122/
2. Vgl. Bobinger, Maximilian: Alt-Augsburger Kompassmacher. Sonnen-, Mond- und Sternuhren, Astronomische und mathematische Geräte, Räderuhren, Augsburg 1966 (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg 16), S. 39-40.
3. Ebd., S. 41.

Metadaten

Bezeichnung:
Ringsonnenuhr
Inventarnummer:
KGS_436
Datierung:
unbekannt
Masse:
10 cm x 7 cm x 0.6 cm
Material:
Messing
Modellierer:
ikonaut
Verfahren:
Photogrammmetrie
Software:
Agisoft Metashape, Cinema 4D, 3D-Coat

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