Eindrücklicher Rundumblick vom höchsten Gipfel der Schweiz

Panoramen sind faszinierende Medien, welche das Beste aus Ästhetik und Wissenschaft verbinden. Diese einzigartigen Darstellungen bieten nicht nur eine Möglichkeit, ein Gefühl von Ferne und Freiheit durch die Kartografie zu erleben, sondern liefern auch wertvolle Informationen über alpine und urbane Landschaftsveränderungen. Der Schweizer Xaver Imfeld gilt als einer der bedeutendster Panoramazeichner, dessen Arbeiten ein beeindruckendes Zeugnis für diese Kunst- und Kartografieform sind.

Der Begriff “Panorama” stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus “pân” (alles, ganz, völlig, gesamt) und “hórâma” (das Sehen; das Geschaute; die Erscheinung; der Anblick). Panoramen erfüllen schon vom Namen her das Bedürfnis nach einem umfassenden Erfassen des Raumes und bieten auf bis zu 360° einen (Rundum-)Blick auf die Landschaft. Panoramen übernahmen (und übernehmen tw. noch immer) Aufgaben zur Bildung der Öffentlichkeit, zur Identifikation und Benennung von Bergen und zur Dokumentation und Erkennung von Veränderungen in Siedlungen, Landschaft und in den Alpen insbesondere von Gletschern. Sie sind auch ein wichtiges Werkzeug im Tourismusmarketing, dienen als Orientierungshilfe und sind eine eigene Kunstform. Panoramen existieren zudem in verschiedenen Formen – als Rundgemälde, als Fotografien, immer öfter im digitalen Raum und eindrücklich gezeichnet und gedruckt als «kartenverwandte» Darstellungen in topografischen und geologischen Panoramen. Unser Fokus liegt heute auf den letzteren, am Beispiel des eindrücklichen Panoramas vom Monte Rosa von Xaver Imfeld (1853 – 1909).

abb_ausschnitt_panorama

Abb. 1: Ausschnitt aus dem Panorama vom Monte Rosa. Mittig der Gornergletscher, im Hintergrund das Matterhorn

Eines der bekanntesten Werke von Imfeld ist das Panorama vom Monte Rosa: vollständige Rundsicht von der Dufourspitze (4638 m), dem höchsten Gipfel der Schweizeralpen um das Jahr 1880. Dieses beeindruckende Kunstwerk bietet auf einer Länge von 2.5 Metern eine vollständige Rundsicht von der Dufourspitze und fängt die Schönheit und Grösse der alpinen Landschaft eindrucksvoll ein. Eindrücklich zeigen sich Gornergrat und -gletscher, akribisch sind alle Bergspitzen und Orientierungspunkte in der Landschaft beschriftet.

Hilfreich war das Talent Imfelds als Reliefbauer, welches er als Student am Polytechnikum unter anderem unter der Führung vom Prof. Albert Heim ab dem Jahre 1872 weiter fördern konnte und sich zum Ingenieur-Topograf ausbilden liess. Seine Karriere führte Imfeld von 1876 bis 1890 zum Eidgenössischen Topographischen Bureau (heute swisstopo). Dort arbeitete er am Topographischen Atlas der Schweiz, auch bekannt als “Siegfriedkarte”. Imfelds Name ist auf insgesamt 21 Kartenblättern zu finden, so auf Blättern der Zentralschweiz, des Berner Oberlands und des Wallis. Während seiner Arbeit der Siegfriedkarte nutzte Imfeld seine Aufenthalte im Gebirge, um Panoramen zu skizzieren und zu zeichnen.

abb_gornergletscher_skizze

Abb. 2: Handbeschriebene Skizze des Panoramas. Dieses Exemplar im Bestand der ETH-Bibliothek diente allenfalls als Probedruck für das später vollendete Werk.

Solche Skizzen und auch weitere Karten nutzte Imfeld, um die Arbeit am Monte Rosa-Panorama voranzutreiben und das Zeichnen des Panoramas vorzubereiten. Im Feld musste er dann noch erfassten Referenzpunkte und Kammlinien überprüfen und berichtigen. Dabei setzte er auch die Fotografie als Hilfsmittel ein, um unabhängiger vom Wetter arbeiten zu können.

abb_gornergletscher

Abb. 3: Derselbe Ausschnitt aus der Skizze (Abb. 2) aus dem fertiggestellten Panorama. Gut erkennbar sind die Details bis in die hintersten Bergspitzen und die lebendige Farbgebung.

Das 19. Jahrhundert markierte den Höhepunkt der topografischen Panoramen. Vertreter dieser Ära sind bekannte Persönlichkeiten wie Hans Conrad Escher von der Linth (1767-1823), Heinrich Keller (1778-1862), Johann Müller-Wegmann (1810-1893) und eben Albert Heim (1849-1937), um nur einige wenige zu nennen.

Das hier gezeigte Resultat dieser Arbeit ist ein beeindruckendes Werk, welche sowohl künstlerisch als auch wissenschaftlich überzeugt und wichtige Anhalts – und Anknüpfungspunkte bis in die heutige Zeit liefert. Die Panoramen erlauben, Veränderungen der Landschaft und insbesondere der Gletscher in den Alpen nachzuvollziehen und ermöglichen der interessierten Öffentlichkeit eindrückliche Ausblicke in Raum, Weite und vergangene Zeiten.

Literatur & Links

  • Imfeld, Xaver: Panorama vom Monte Rosa : vollständige Rundsicht von der Dufourspitze (4638 m), dem höchsten Gipfel der Schweizeralpen. Zürich : Wurster & Comp. Komm., [1880]. ETH-Bibliothek Zürich, Rar K 351, https://doi.org/10.3931/e-rara-21462
  • Imfeld, Xaver: [Panorama vom Monte Rosa] : [vollständige Rundsicht von der Dufourspitze (4638 m), dem höchsten Gipfel der Schweizeralpen]. [Winterthur] : [Wurster, Randegger & Co.], [1880?]. ETH-Bibliothek Zürich, Rar KS 439, https://doi.org/10.3931/e-rara-23138
  • Grieder, Susanne. Augenreisen : das Panorama in der Schweiz. Bern: Schweizerisches Alpines Museum Bern : Schweizer Alpen-Club SAC, 2001.

Schreibe einen Kommentar