«Alle Jahre wieder …»: Frohe Festtage wünscht der ETH Material Hub!

Aus welchem Material ist eigentlich Weihnachten? Und welche Materialien sind unerlässlich für eine stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit? Eine Konsultation der – übrigens seit Anfang Dezember im neuen Kleid erscheinenden – Datenbank Material-Archiv ergibt: 17 Weihnachtsmaterialien!

Weisstanne und Fichte sind zwei klassischen Hölzer, aus denen Weihnachtsbäume bestehen.[1] Der Weihnachtsbaum fand vor etwa 200 Jahren in der Zeit des Biedermeier Einzug in die bürgerliche Stube, wurde zunehmend populär und ist heute ein nicht mehr wegzudenkendes Requisit für das hohe Fest, sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Rahmen.[2]

Weihnachten, Christbaum

Weihnachten bei Familie Max A. Wyss, 1987. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_LC1299-003-001 / CC BY-SA 4.0

Kerzen sind ein elementarer Bestandteil der Adventszeit und dürfen am Weihnachtsbaum nicht fehlen. Bienenwachs wird noch heute hauptsächlich zur Herstellung von hochwertigen Kerzen verwendet, die meisten weissen und farbigen Standard-Christbaumkerzen, die heute im Handel sind, bestehen aus Hartparaffin.

Opas Klage «Früher war mehr Lametta…» aus Loriots Fernsehsketch Weihnachten bei Hoppenstedts ist längst zum geflügelten Wort geworden: Lametta ist ein klassischer Christbaumschmuck, der ursprünglich aus Stanniol (dünn gewalzter Zinnfolie) bestand, heute allerdings meist aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt wird.

Was wäre Weihnachten ohne Schnee? Die romantische Vorstellung von «Weisser Weihnacht» ist auch in Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Erderwärmung sehr präsent und hat sich längst von realen Witterungsbedingungen gelöst: Der jüngste Schneefall in Zürich hat aber gezeigt: Eine weisse Weihnacht ist zumindest noch im Bereich des Denkbaren.

Sanyo Digital Camera

Christbaum mit Kunstschnee an Weihnachten im Hochsommer in Melbourne. Foto: WalkingMelbourne, CC-BY 3.0 DEED via Wikimedia Commons

Die Weisen aus dem Morgenland brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mit nach Bethlehem, um dem Jesuskind an der Krippe als verheissenem neugeborenen König zu huldigen. Gold ist allgemein ein Material oder zumindest eine Farbe, die eng mit Weihnachten assoziiert ist.

Der Sack des Nikolaus/Samichlaus besteht traditionellerweise aus Jute. Aber auch das geschenkebringende Christkind braucht einen Sack und der ist ganz sicher ebenfalls aus Jute: «Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen! Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee, mit rotgefrorenem Näschen. Die kleinen Hände taten ihm weh, denn es trug einen Sack, der war gar schwer, schleppte und polterte hinter ihm her. Was drin war, möchtet ihr wissen? Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack, denkt ihr, er wäre offen der Sack? Zugebunden bis oben hin! Doch war gewiss etwas Schönes drin! Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!»[3]

Stroh wird allgemein als einfaches, ärmliches Material angesehen. In diesem Kontext steht auch der Bericht von der Geburt des Jesuskindes, das in Ermangelung eines Bettchens in eine Futterkrippe gelegt wurde. Ohne dass das Stroh in der biblischen Erzählung explizit genannt würde, symbolisiert es doch die Geburt Christi im Stall. Eng damit verbunden sind auch die Tradition der Weihnachtssterne aus Stroh sowie der Brauch des «Heiligabend-Strohs», der vor allem in Nord- und Osteuropa gepflegt wird und im Zuge dessen man die Stube mit Stroh auslegt.

Kirche Oberneuschönberg (weihnachtskrippe)

Krippe in der Bergkirche Oberneuschönberg. Foto: 1971markus@wikipedia.de, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Mit Gummi Arabicum werden traditionellerweise Lebkuchen überzogen, wenn sie nach dem Backen noch heiss sind, wodurch sie ihre charakteristische glänzende Oberfläche erhalten. Gummi arabicum ist die älteste bekannte Gummi-Art überhaupt und besteht aus dem getrockneten Saft von Akazienbäumen. Für Backzwecke kann man es in Drogerien erwerben.

Sogenanntes «Rauschgold» wurde früher zum Vergolden von Nüssen und Äpfeln als Christbaumschmuck verwendet sowie für die traditionellen Nürnberger Rauschgoldengel, deren Gewand daraus besteht. Zur Herstellung von Rauschgold walzte man Messing zu dünnen Blechen aus, beizte es und schlug es zwischen Leder zu hauchdünnen Folien flach. Heute wird Rauschgold nicht mehr hergestellt.

Christbaumgold Nuss

Sogenanntes Christbaumgold oder Rauschgold zum Verzieren von Nüssen als Christbaumschmuck. Foto: Geolina163, CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Nachdem der Weihnachtsbaum um die Mitte des 19. Jh. von der bürgerlichen Stube aus langsam auch die Stuben der Arbeiterklasse eroberte, kamen Glasbläser aus dem thüringischen Lauscha auf die Idee, die für sie unerschwinglichen Walnüsse und kandierten Äpfel aus Glas zu imitieren. Zucker und Früchte waren teuer, Quarzsand als Rohstoff für die Glasherstellung aber stand ihnen zur Verfügung, und so wurden Walnüsse und Äpfel aus Glas geblasen, was als Geburtsstunde der gläsernen Christbaumkugel gilt. Bis zum 1. Weltkrieg wurden diese ausschliesslich in Lauscha hergestellt. Christbaumkugeln werden traditionell noch immer aus Kalk-Natron-Glas formgeblasen. Verspiegelt werden sie, indem man ihr Inneres mit einer Silbernitratlösung ausschwenkt.[4]

«Süsser die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit, ist, als ob Engelein singen, wieder von Frieden und Freud.»: Was wäre Weihnachten ohne Glockenklänge? Das meistverwendete Metall für die Glockengiesserei ist Bronze.

Jarmen Kirche Bronzeglocke Süd

Bronzene Kirchenglocke, Kirche Jarmen. Foto: Erell, CC-BY 3.0, via Wikimedia Commons

Neben Gold ist Rot die klassische Weihnachtsfarbe und Rot ist auch der Bischofsmantel des Nikolaus: Die Bischofsrobe war in der Ostkirche (der der Heilige Nikolaus von Myra zuzuordnen ist) traditionell nicht von purpurner, sondern von roter Farbe. Rot kann man heute durch verschiedenste Farbmittel erzeugen, der bedeutendste rote Farbstoff in Europa von der Antike bis Mitte des 19. Jh. war allerdings Färberkrapp, eine krautige Pflanze von bis zu 1 m hohem Wuchs, aus deren Wurzeln schon die Römer roten Farbstoff gewannen und die Planzengattung daher rubia nannten.

Buntpapier, das klassischerweise zum Einpacken von Geschenken verwendet wird, schliesst den Reigen der weihnachtlichen Materialien ab.

Haptisch und Optisch hat das Material-Archiv mit seinen physischen Sammlungen einiges zu bieten, nur den Genuss von Apfel, Nuss und Mandelkern, von Zimt, Schokolade und Weihnachtsbäckerei, den muss man anderswo suchen. In diesem Sinne wünschen wir: Frohe, duftende und genussreiche Weihnachten!

Weihnachtsbäckerei 2

Weihnachts-Plätzchen. Foto: pxhere.com, CC0

[1] Gemäss dem Faktenblatt Weihnachtsbaum der Waldeigentümer Schweiz werden hierzulande jährlich 1.2 bis 1.4 Mio. Christbäume verkauft, wobei die Nordmanntanne einen Marktanteil von 65% hat, gefolgt von der Fichte mit 20%. Die restlichen 15% entfallen auf die Weisstanne, Blaufichte, Weissfichte, Engelmannsfichte, Korktanne oder Nobilistanne.

[2] www.stadtmuseum.de/artikel/weihnachten-im-biedermeier (Stand 12.12.2023).

[3] Gedicht von Anna Ritter (1865–1921).

[4] www.weihnachtskugeln.org/lauscha-die-stadt-der-weihnachtskugeln/ und www.krebslauscha.de/unternehmen/geschichte (Stand 12.12.2023).

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