Das Gruppenporträt auf einer Postkarte von 1911 wirbt für eine Kunstaktion. Die in antike Gewänder gekleideten Damen gehören zu einem Künstlerkollektiv, das die Berner Reitschule in ein wiederauferstandenes Pompeji verwandelte. Ziel der symbolischen Aktion war es, Geld für eine neue Kunsthalle zu sammeln.
Bern, Kunsthalle-Bazar “Pompeji” vom 29. Mai bis 1. Juni 1911 (Fel_007415-RE)
In der Berner Woche schreibt Hermann Röthlisberger über die Aktion unter dem Titel “Kunsthalle-Bazar”:
Während einer Reihe von Monaten nun bemühten sich in Bern hunderte von emsigen Händen nach Entwürfen von Künstlern (Albert Welti, Rudolf Münger, Karl Hänny u.a.) mannigfaltige Waren zum Feilbieten in Neu-Pompeji anzufertigen. Ganze Familien verwandelten ihre Wohnungen in Ateliers, Kinder, Cousins, Onkel wurden angestellt, um Schachteln zu bemalen, einzufädeln, Applikationen zu nähen […] Gleich am Eingang wurde man mit Zeddeln, Gedichten, Führern durch Pompeji (eine überaus witzige Leistung) überschüttet. Und nun das Leben des Innern, das im Scheine der elektrischen Ampeln vielgestaltig summte, zirpte und geigte, brüllte und flüsterte. Und erst die Augen, was die zu sehen hatten! Der reizende Blumentempel in der Mitte des Marktplatzes, weisse Säulen im Kreise angeordnet von einem goldenen Dache überwölbt; darinnen herrliche Farbenakkorde von Schnittblumen mancherlei Art im Zusammenklang mit dem Gold und Silber der Kleider der Frauengestalten (S. 157).
Der Reinerlös des Bazars von damals 50’000 Franken bildete den Grundstein für das 1917 bis 1918 nach Plänen von Walter Joss errichtete Gebäude im Berner Kirchenfeldquartier, hier auf einer weiteren Postkarte aus der Sammlung Feller.
Kunsthalle Bern, Postkarte, vor 1916 (Fel_007496-RE)
Die Kunsthalle Bern wurde am 5. Oktober 1918 mit einer Ausstellung von 115 Berner Künstlerinnen und Künstlern eröffnet.
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