Am 3. Januar 2018 fegte der Wintersturm «Burglind» über die Schweiz und hinterliess beträchtliche Schäden. Es wurde allgemein abgeraten, vom Sturm betroffene Wälder zu betreten.
Mitte Januar 2018 machte ich eine Schneeschuhwanderung in den Schwyzer Voralpen. Von Einsiedeln führte die Spur sanft an- und absteigend Richtung Süden zum Amselspitz.
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Vereinzelte Sturmschäden im Wald zwangen mich, über umgestürzte Bäume zu klettern oder kleine Umwege zu machen. Vom Punkt 1359, einer kleinen Senke, steigt der Weg steil zum Punkt 1491 Amselspitz. Gemäss Landeskarte der Schweiz 1:25 000, Blatt 1152 (Ibergeregg), Ausgabe 2016 führt der Weg durch einen (geschlossenen) Wald (die Bäume stehen dicht nebeneinander):
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Angetroffen habe ich aber einen offenen Wald (die Bäume stehen nicht dicht nebeneinander).
Ich habe den Kartenausschnitt mit älteren Ausgaben der gleichen Landeskarte verglichen. Die Ausgabe 2004 zeigt, wie ich es Mitte Januar 2018 angetroffen habe, einen offenen Wald (einzelne grüne Kreise symbolisieren freistehende Bäume):
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Eine noch ältere Ausgabe der Landeskarte (Ausgabejahr 1999) zeigt einen geschlossenen Wald (parallel zum Zickzackweg hat es eine schmale, wahrscheinlich künstlich geschlagene Waldschneise).
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Folgendes ist passiert:
Am 26. Dezember 1999 wütete der Winterorkan «Lothar» über Europa und der Schweiz. Auf dem Uetliberg bei Zürich wurden Böenspitzen von 241 km/h gemessen. Verglichen mit Lothar war Burglind vom 3. Januar 2018 eine sanfte Brise.
Die Schäden, die Lothar hinterliess, waren gewaltig. Ganze Wälder wurden zerstört. Der Wald nördlich des Amselspitzes war davon auch betroffen, deshalb zeigt die Ausgabe 2004 der Landeskarte, die nach dem Orkan «Lothar» erschienen ist, einen offenen Wald (einzelne Bäume, die dem Orkan standgehalten haben).
Seit dem Orkan «Lothar» ist der Wald wieder soweit nachgewachsen, dass das Bundesamt für Landestopografie swisstopo (wahrscheinlich mit Hilfe von Luftbildern) entschieden hat, aus dem offenen Wald wieder einen richtigen, geschlossenen Wald zu machen.
Die Kartensammlung der ETH-Bibliothek sammelt alle neuen und alten Ausgaben der Landeskarten der Schweiz. Diese Zeitreihen dokumentieren Veränderungen in der Landschaft. Seit einigen Jahren können solche Veränderungen am Bildschirm mit der Anwendung Zeitreise von Swisstopo bequem verfolgt werden.