Ernst Palo Alto 1965

Nuclear Magnetic Resonance of Tramways

Kaum eine Methode zur Analyse chemischer Strukturen ist heute so weitverbreitet, wie die von Richard R. Ernst (1933-2021) massgeblich vorangetriebene kernmagnetische Resonanzspektroskopie (nach dem Englischen nuclear magnetic resonance auch als NMR-Spektroskopie abgekürzt). Für den Betrieb von NMR-Spektrometern ist eine möglichst störungsfreie elektromagnetische Umgebung entscheidend. Ernsts Labor an der ETH Zürich sei aufgrund des regen Tramverkehrs im Universitätsquartier jedoch eine der «instabilsten elektromagnetischen Umgebungen der Welt»,1 berichtete er dem Herausgeber des NMR Newsletter,2 Dr. Bernard L. Shapiro, in einem Brief vom Juli 1992. Trotz der widrigen Umstände gelang es dem seit 1968 an der ETH forschenden Professor für physikalische Chemie im Verlauf seiner Karriere, die NMR-Spektroskopie mehrfach zu revolutionieren. 1991 erhielt er für seine Beiträge den Nobelpreis für Chemie.

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1. Korrespondenzstück "NMR of Tramways" vom 29. Juli 1992, ETH-Bibliothek, Hochschularchiv, Akz. 2021-36: bisher unerschlossener Nachlass von Richard R. Ernst; Übersetzung aus dem Englischen durch den Autor.
2. Korrigendum: In einer früheren Version dieses Artikels wurde an dieser Stelle fälschlicherweise berichtet, dass es sich bei dem NMR Newsletter um eine "einflussreiche Fachzeitschrift" handle. Die Zeitschrift war allerdings ein informelles und nicht zitierfähiges Gefäss (siehe Kommentar von Matthias Ernst).
Feature

Zeichnen als Weltsprache: 175 Jahre Albert Heim

Heute vor exakt 175 Jahren, am 12. April 1849, ist Prof. Albert Heim, Schweizer Geologe, Kartograf und Kynologe (um nur einige wenige Wirkungsfelder zu benennen), in Zürich zur Welt gekommen. Anlässlich dieses besonderen Datums widmen wir uns dem ersten kartografischen Werk von Albert Heim, das sich im Bestand der Kartensammlung der ETH-Bibliothek finden lässt. Es ist zugleich das erste Werk, das Heim in jungen Jahren veröffentlichen konnte.

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Koweit (kuwait), Garde D. Sultans Ibn Saud

Gruppenbild mit Karawane – die Garde des Sultans Ibn Saud

Es ist wohl das grösste Gruppenporträt in der Sammlung des Bildarchivs. Rund fünfzig Männer stehen in Reih und Glied, zum Teil eng aneinander gedrängt, in der Wüste. Es handelt sich um die Leibgarde des Sultans Ibn Saud, die der Schweizer Geologe Arnold Heim am 28. April 1924 auf seiner Arabienreise fotografierte.

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Indonesien: Waldbilder und Rodungen

Die Zucker-Plantagenwirtschaft auf Java

Während Zucker in Europa ab dem 15. Jahrhundert zuerst als Luxusware galt, führte die erhöhte Zuckerproduktion und die damit einhergehende Senkung des Zuckerpreises dazu, dass er bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Unterschicht im Kochalltag verwendet wurde. Entsprechend der erhöhten Verwendung musste die Herstellung von Zucker stetig gesteigert werden – in Europa, aber auch in den Kolonien.

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Beitragsbild

Objects matter – geobotanische Forschungspraktiken in den 1920ern

Der Beizug von Objekten als Quellen eröffnet neue Perspektive auf historische Praktiken. So ermöglicht das genaue Betrachten von geobotanischen Forschungsinstrumenten wie die wissenschaftliche Arbeit auf dem Feld ausgesehen hat und wie schwierig es war, die geobotanische Methodik in den 1920er Jahren zu vereinheitlichen und standardisieren.

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Moulin à tailler et polir les agates

Vom Nutzen und den Risiken des Einsatzes modernster Technologie – 1776 und 2023

Christian Friedrich Schwan (1733–1815) war Verleger und Hofbuchhändler in Mannheim, verlegte Schillers Räuber und weitere seiner Dramen und verkehrte mit den literarischen und geistigen Grössen seiner Zeit. In seinem Verlag erschien 1776 das Reisetagebuch von Cosimo Alessandro Collini (1727–1806) mit “mineralogischen Betrachtungen, insbesondere zu Achaten … Weiterlesen …

Transgeneskaninchen

Das Kaninchen als Modelltier für «molecular farming»?

«ETH: Millionen-Chüngel im Kampf gegen den Krebs. Gentechnologische Tierversuche ohne Segen der ETH-Schulleitung». Unter diesem reisserischen Titel erschien am 13.10.1991 ein Artikel in der Sonntags-Zeitung. Darin beschrieben ist das Forschungsprojekt «molecular farming» von Dr. Dirk Went, das von der ETH-Forschungskommission abgelehnt wurde. Der kontroverse Punkt: Der Artikel beschreibt, dass die Forschung ohne Segen der ETH-Schulleitung durchgeführt wird, weil diese aus ethischen Gründen das Projekt abgelehnt habe.

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