Seit dem Zweiten Weltkrieg unterstützt der Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen / Flüchtlingshilfen (VSJF) jüdische Geflüchtete in der Schweiz. Das Archiv des VSJF befindet sich seit 1997 im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ). Nach einem kurzen Abriss der Geschichte des VSJF wird der Bestand im AfZ vorgestellt. Abschliessend werden zwei miteinander verbundene Flüchtlingsschicksale vertieft angeschaut.
Eine jüdische Grossfamilie auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus – eine Spurensicherung
Flucht in die Schweiz
«Im Zimmer war ein Soldat, der uns bewacht hat, und plötzlich kommt er und sagt, wir müssen zurück. Sie können sich vorstellen: Die Deutschen waren schon dort [an der Schweizer Grenze]. Am Schluss sagt er: ‘Ich bin jetzt fertig mit dem Dienst. Im Militär bin ich nur ein Soldat, aber zivil habe ich etwas mehr zu sagen. Sie werden bleiben können.’ Und wir haben gesagt, der spinnt.»1
Mit diesen Worten beschreibt Branka Wigdorovits ihre Ankunft in der Schweiz im September 1943. Branka war Teil einer Gruppe jüdischer Geflüchteter aus Jugoslawien. Sie überquerte die Schweizer Grenze zusammen mit ihren zwei Schwestern, ihrer Mutter und Grossmutter sowie weiteren Verwandten und Bekannten.