In den ersten fünf Wochen dieses Jahres unternahm das gta Archiv mit der Unterstützung von gta Ausstellungen den Versuch, einen grossen architekturhistorischen Dokumentbestand unter den Augen der Öffentlichkeit auszubreiten, zu reinigen, zu ordnen zur erfassen und zu beurteilen. Da zu erwarten war, dass die schiere Masse der Pläne, Dokumentationen und Modelle nach einer Selektion schreien würde, entschieden sich die Organisatoren des Projekts, Irina Davidovici (Leiterin des gta Archivs) und Daniel Weiss (stellvertretender Leiter, verantwortlich für Inventarisierung) für den Veranstaltungstitel «Public Triage», sinngemäss übersetzt «Auswahl in der Öffentlichkeit» oder «Auswahl mit Publikum».
Alex Winiger
«Epos Schweizer Technik und Industrie» (Teil 4): Wilhelm Ludwig Lehmanns Zyklus im Zeitkontext
Arbeit und Freizeit im Schatten der Fabrik
Die sonntägliche Werkhalle des Von Roll-Werks in Gerlafingen schuf Lehmann in eigenem Auftrag, zweifellos als Nebenprodukt seines im Auftrag dieser Firma geschaffenen Gemäldes, das die gleiche Anlage in Betrieb zeigt. Es wäre ungewöhnlich gewesen, hätte die Firma dieses Gemälde gesponsort, war es doch sicher das Ziel, die Produktivität hervorzuheben und nicht die Ästhetik einer ruhenden Anlage. Und doch hat Lehmann mit diesem Gemälde eine besondere Lobpreisung schweizerischer Industrie geschaffen: wie Altäre stehen die Maschinen schwer im Raum. Die Glaswand erscheint ohne künstliche Überhöhung als Kirchenfenster: «Und Gott besah seine Schöpfung, und sah, dass sie gut war.»