Die Cometen: Ueli Meier

Ueli Meier arbeitete nach seiner Lehre als Physiklaborant an der ETH in der Dünnschicht Elektronik der Balzers AG in der Entwicklungs- und Fertigungsabteilung Hybridschaltungen und Chrom-Blanks für Chip-Masken. Er wechselte 1994 zur Comet Photo AG, wo er sich mit Bildarchiven und deren Digitalisierung beschäftigte. Ueli Meier war ab 1994 massgeblich am Aufbau der Bild-Datenbank mit ImageFinder beteiligt und auch als Fotograf unterwegs.

Frustration Am Arbeitsplatz

Norbert Frei: Ueli Meier an seinem Arbeitsplatz, 28.07.1998 (Com_L47-0190-0100-0003)

Fotografie

Ueli Meier war bereits 1977 während seiner Lehre in der Abteilung für industrielle Forschung AFIF der ETH mit der Fotografie vertraut geworden. Seine Spezialgebiete waren Vakuumtechnik und Fotografie. Auch seinen späteren Comet-Kollegen Dieter Enz lernte er während der Lehre kennen. An Wochenenden arbeitete er als Reporter für das Oberländer Tagblatt in Sargans, für das er unter anderem Sportbilder machte. Noch vor seinem Eintritt bei Comet unternahm er mit Dieter Enz und Ruedi Steiner eine Fotoreise nach Dänemark.

Dänemarkreise, Legoland

Ueli Meier: Dänemarkreise, Legoland, 25.08.1989 (Com_L38-0196-0001-0001)

Dänemarkreise, Legoland, Dieter Enz

Ueli Meier: Dänemarkreise, Legoland, Dieter Enz, 25.08.1989 (Com_L38-0196-0008-0024)

Ab 1994, nach seinem Eintritt bei Comet, fotografierte Ueli Meier für den “Bilderdienst”. Dieser wurde von den meisten Zeitungen in der Deutschschweiz abonniert und lieferte tagesaktuelle Bilder und Symbolbilder. Im Rahmen des “color Pools” für das Schweizer Fernsehen fuhr Meier mit seinem Comet-Kollegen Norbert Frei auch zu Skirennen. Die Portraitbilder der Fahrerinnen und Fahrer gelangten ins Archiv des Fernsehens, nebenbei wurden unter anderem aber auch die Weltcuppisten von Kitzbühel, Wengen und Val d’Isère erkundet. Auch im Studio war Meier aktiv. Mit der Kontron Digitalkamera machte er Sachaufnahmen von statischen Objekten und arbeitete an der Digitalisierung des Archivs.

Digitalisierung

Bei Comet hat man relativ früh mit der Digitalisierung der Bilder begonnen, und Ueli Meier war federführend. Das Motiv war, die Bilder besser verkaufen zu können. Ansonsten war Comet eher rückständig. Zum Beispiel gab es bis 1994 keine elektronische Erfassung der Metadaten. Alles wurde mit der Schreibmaschine auf Karteikarten getippt. Erst ab 1994 gab es einen Schlagwortkatalog in der Bilddatenbank ImageFinder, allerdings nur für die Bilder, die digitalisiert wurden.

In der Archivverwaltung wurde noch lange mit konventionellen Mitteln gearbeitet. Für die Kunden war es anfangs nur möglich, Bilder elektronisch auf CD per Post oder Kurier zu beziehen. Für die Medien-Redaktionen wurde aber das telefonische Bildversandsystem Leonardo eingesetzt.

Die Retrodigitalisierung des Comet-Archivs lief Tag und Nacht, wenn die Kontron-Kamera nicht gerade für Sachaufnahmen gebraucht wurde. Einerseits wurden einzelne Reportagen aus dem Archiv ausgewählt, andererseits wurden alle Bilder, die von Kunden verwendet wurden, sofort digitalisiert. Bei der von Docuphot entwickelten Bilddatenbank ImageFinder haben Ueli Meier und Emanuel Ammon von der Aura Fotoagentur als Beta-Tester die Weiterentwicklung der Software unterstützt.

Image Finder 1953

Für die Digitalisierung vorgemerktes Couvert einer Reportage mit Mittelformat-Negativen von 1953. Rechts oben der Vermerk “IF” (ImageFinder)

1995 erschien auf Initiative von Ueli Meier, Samuel Künzli und weiteren Partnern die Printbeilage “Digitale Perfektion” in einer Auflage von 80’000 Exemplaren und wurde über Fachzeitschriften in der Schweiz und in Deutschland verteilt. Der Begleittext gibt einen Einblick in die Aufbruchstimmung und den Pioniergeist in den Anfängen der digitalen Fotografie.

Digitale Perfektion S2

Printbeilage “Digitale Perfektion”, 1995

Digitale Perfektion S1

Printbeilage “Digitale Perfektion”, 1995 (Rückseite)

Perfekte Qualität bei gedruckten Bildern war immer das Resultat einer optimalen Zusammenarbeit zwischen Fotograf, Lithograf und Drucker. Neue Technologien ermöglichen schnellere und effizientere Produktionsabläufe. Jetzt ist auch die digitale Fotografie so weit entwickelt, dass sie die Produktionsprozesse beeinflussen wird.

Die vorliegenden Aufnahmen wurden direkt mit einer ProgRes 3012 Digitalkamera erfasst und digital verarbeitet – die Beispiele zeigen, dass sich mit der heute verfügbaren Technik Resultate erzielen lassen, die hohe Qualitätsansprüche erfüllen.

Alle Partner am vorliegenden Projekt «Digitale Foto-Perfektion» haben sich in den vergangenen Monaten mit eigenen Versuchen an die Grenzen der digitalen Fotografie herangetastet. Bei einer kritischen Analyse der Resultate hat jeder für sich festgestellt, dass Spitzenqualität beim Alleingang durch die verschiedenen Arbeitsschritte kaum in effizienter Form erreicht werden kann. Im Rahmen eines Experimentes haben die Partnerfirmen daher gemeinsam versucht, anspruchsvolle Aufnahmen in einer digitalen Produktion perfekt umzusetzen. Die erzielten Resultate belegen, dass sich auch kritische Sachaufnahmen mit der ProgRes 3012 Digitalkamera einwandfrei bewältigen lassen. Die Erkenntnis aus diesem Projekt zeigt aber auch, dass sich perfekte Resultate nur mit echt professionellem Können und Erfahrung aller beteiligten Partner erzielen lassen.

Kompromisslose Qualität und beeindruckende Effizienz lassen sich mit Hilfe der neusten Technologien nur dann erreichen, wenn professionelle Partner aus den verschiedenen Arbeitsgebieten im Produktionsteam ihr Know-how und ihre Technik aufeinander abstimmen, wenn sie ihre Dienstleistungen optimal vernetzen.

Das Ende von Comet

Trotz aller Bemühungen, die von den Vorgängern verschlafene Digitalisierung aufzuholen, zeichnete sich Ende der 1990er Jahre das Ende von Comet ab. Man hatte wichtige Kunden verloren, die Abonnemente bei anderen Agenturen wie Keystone abgeschlossen hatten. Zudem war die Schliessung des schwarzweiss-Fotolabors zu spät gekommen. Man brauchte es selbst nicht mehr, arbeitete aber noch für das Studio13 und die Stutz Foto-Color-Technik AG. Die hohen Investitionen für die neue Technik konnten nicht kompensiert werden. Dieses Schicksal teilte die Comet Photo AG mit vielen anderen damaligen Agenturen.

Das Porträt basiert auf einem Gespräch mit Dieter Enz und Ueli Meier am 8.1.2015 und mit Ueli Meier am 26.06.2024.

 

Link:

Comet-Nachfolgefirma von Dieter Enz und Ueli Meier Comet Photoshopping GmbH

Bisher erschienen in der Reihe “Die Cometen”:

Die Cometen: Björn Erik Lindroos

Die Cometen: Zum 100. Geburtstag von Jack Metzger

Die Cometen: Hans Gerber

Die Cometen: Heinz Baumann

Die Cometen: Werner Catrina

Die Cometen: Walter Schmid

Die Cometen: Christof Sonderegger

Die Cometen: Beat Albrecht

Die Cometen: Doris Gaus

Die Cometen: Jules Vogt

Die Cometen: Hans Krebs

Die Cometen: Wolfgang Lindroos

Die Cometen: Candid Lang

Die Cometen: Hans-Ruedi Bramaz

Die Cometen: Arthur Wieser

Die Cometen: Ruedi Weiss

Die Cometen: Christian Lanz

Die Cometen: Patrick Lüthy

Die Cometen: Markus Hässig

Die Cometen: Rudolf Steiner

Die Cometen: Rolf Neeser

Die Cometen: Thomas Zwyssig

Die Cometen: Zsolt Somorjai

Die Cometen: Ralph Bensberg

Die Cometen: Yvonne Bürgi

Die Cometen: Gary Kammerhuber

Die Cometen: Das Labor

Die Cometen: Das Archiv und der Verlag

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