Abenteuer in der Antarktis – eine spektakuläre Reise für die Wissenschaft

Im Jahr 1827, als die südlichsten Teile der Erde noch weitgehend unerforscht waren, nahm ein Team von britischen Spezialisten die erste rein wissenschaftliche Antarktis-Expedition in Angriff.

                          Abb. 1                              

Zu den Hauptzielen der über dreijährigen Reise gehörte die Durchführung von Schwerkraftpendel-Experimenten auf verschiedenen Breitengraden, um eine genauere Berechnung der Form der Erde zu erreichen. Mehrere weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit Meteorologie, Meeresströmungen und Magnetismus trugen dazu bei, diese Reise für abenteuerlustige Wissenschaftler interessant zu machen.

Mit an Bord des Schiffes namens «Chanticleer» (deutsch: «Hahn») war auch der Autor des zwei-bändigen, 1834 in London veröffentlichten Berichts «Narrative of a voyage to the Southern Atlantic Ocean, in the years 1828, 29, 30, performed in H.M. sloop Chanticleer, …» https://doi.org/10.3931/e-rara-73979 W.H.B. Webster (1793-1875). Der Text ist in Form eines Journals verfasst, was ihn lebendig und ansprechend macht. Die Abbildungen stammen von E.N. Kendall, einem Leutnant, welcher Teil der Schiffscrew war. Gestochen wurden sie von J. Clark in London.

Abb. 2

Webster studierte Medizin und arbeitete ab 1815 als Chirurg für die Royal Navy. So sicherte er sich eine Stelle als Schiffsarzt auf der wissenschaftlichen Mission der «Chanticleer» im Südatlantik unter Kapitän Henry Foster (1796-1831). Foster war sowohl als Marineoffizier als auch als Geowissenschaftler tätig und leitete verschiedene Arktis-Expeditionen und die besagte Reise im südatlantischen Ozean. Auf dieser Reise wurden erstmals die südlich von Kap Hoorn gelegenen Südlichen Shetlandinseln an der Spitze der antarktischen Halbinsel vermessen.

Abb. 3

Seine Position als Schiffsarzt erlaubte Webster einen beobachtenden distanzierten Blick auf das Geschehen auf dem Schiff und an Land während der Vermessungsarbeit, wobei das soziale Leben innerhalb der Schiffscrew wenig berücksichtigt wird. Vielmehr hält er sich an begeisterte Beschreibungen von bisher unbekannten Pflanzen, exotischen Tieren, überraschenden Witterungsverhältnissen oder prekären Zuständen von Weg und Gelände. Ganz anders allerdings, wenn es um die Beschreibung von Land und Leuten geht. Da trifft man auf minutiöse Schilderungen von Inselbewohnern und ihren Habitaten, von Interaktionen, ja von Gefühlen wie Abneigung oder Entgegenkommen, Furcht oder Zuneigung. Nach der Ankunft auf dem Kap der Guten Hoffnung: «…Bald traf ich auf den Hausbesitzer und wurde vom lächelnden Gesicht einer netten alten holländischen Dame begrüsst, die, wie ich später herausfand, seine Schwiegermutter war. Die alte Dame empfing mich mit grosser Freundlichkeit, als ich ihr vorgestellt wurde, und wir  brauchten nur sehr wenig Zeit, um die Schüchternheit eines ersten Treffens zwischen Personen in unserer Situation abzulegen…»

Abb. 4

Der zweite Band des Berichts widmet sich der Gegend von Panama und Mittelamerika, wo sich Websters Auge auf allerlei Naturgefahren richtet, welche die Mannschaft herausfordern. «Der Fluss ist breit, tief und voller Löcher und grosser Steinbrocken…» Tragischer Höhepunkt und schliesslich das Ende der Reise bildet zweifellos der Unfalltod des Kapitäns und Expeditionsleiter Henry Foster. Die Expedition neigte sich dem Ende zu, in Panama waren die Experimente abgeschlossen und Henry Foster bestieg ein Kanu, um sich eine Vergnügungsfahrt zu gönnen, als die Bordwand nachgab und er in den Fluss stürzte. W.H.B. Webster: «Zum Entsetzen sahen wir, wie unser unglücklicher, aber sehr talentierter Führer im Wasser versank, und in wenigen Augenblicken verschwand er und war für uns für immer verloren

 Abb. 5

Literatur:

W.H.B. Webster, “Narrative of a voyage to the Southern Atlantic Ocean”, 2 Bände, London, Richard Bentley

ETH-Bibliothek, Signatur: Rar 33222

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