Von A wie “Abordnungen” bis Z wie “Zürcher Frauenverein für alkoholfreie Wirtschaften”

An einer Hochschule ist immer was los. Das ist heute so und das war auch schon vor hundert Jahren so. Die digitalisierten Schulratsprotokolle geben uns Einblicke in die grossen und kleinen Themen des Hochschulalltags, zum Beispiel im Jahr 1925.

Das thematische Register zu den Protokollen des Schulrats und des Ratspräsidenten beginnt mit den Abordnungen: Mitglieder der ETH wurden an Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art entsandt: an das Jubiläum der Ecole national des Eaux et Forêts in Nancy, die Jubiläumsfeier des Gymnasiums in La Chaux-de-Fonds, an den Kongress der internationalen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz, die Tagung der Deutschen Kulturtechnischen Gesellschaft nach Stuttgart und – hier war die Reise eher kurz – an den internationalen Entomologen-Kongress in Zürich. Ganz am anderen Ende des Registers, unter dem Buchstaben «Z» finden sich nur wenige Einträge, unter anderem dazu, dass der Vertrag mit dem Zürcher Frauenverein für alkoholfreies Wirtschaften erneuert wurde und der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft ein Hörsaal überlassen wurde.

Zürich, ETH Zürich, altes Maschinenlaboratorium, Kesselhaus
Zürich, ETH Zürich, altes Maschinenlaboratorium, Kesselhaus (1901-1930),
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Ans_00371-F,
http://doi.org/10.3932/ethz-a-000013138.

Überhaupt waren Hörsäle im Hauptgebäude der ETH sehr gefragt. So wurden mehrere Anträge der Kino-Kommission zur Nutzung eines Raums bewilligt. Das gleiche galt für die Eidgenössische Turnkommission, den Schweizerischen Geometerverein und den Verband der Studierenden der ETH. Im November 1925 veranstaltete der Verband der Akademikerinnen im Hörsaal 1 einen Vortrag über «Die Frau bei Hodler». Die Gruppe Zürich der Schweizerischen Hochschul-Vereinigung für den Völkerbund fragte für den 8. Juni um einen Raum an, in dem ein Vortrag «Über den Wiederaufbau Europas» stattfinden sollte. Im Oktober organisierte der Schweizerische Verein für Dampfkesselbesitzer einen Kurs für Kesselhaus Aufsichtspersonal.

ETH Zürich, Präsidialverfügung 24, 23. Januar 1925
ETH Zürich, Präsidialverfügung 24, 23. Januar 1925

Neben den eigentlichen Bewilligungen beschäftigte sich der Schulrat 1925 auch mit der Anzahl dieser Veranstaltungen, die nicht zuletzt einen logistischen Aufwand bedeuteten. Trotzdem entschied der Schulrat, dass an den bestehenden Verfahren «prinzipiell festgehalten» werden soll. Zudem wurde ein «Regulativ betr. die Räumlichkeiten der Eidgenössischen Technischen Hochschule» erlassen. Ende April wurde zudem die «Besichtigung der Geologischen und Mineralogischen Sammlungen der E.T.H.» geregelt. Während der Gärtnerverein Alpenrösli für seinen Besuch im März 1925 noch einen Antrag stellen musste, konnten diese Sammlungen fortan jeden Sonntag von 10-12 Uhr unentgeltlich besucht werden, sofern allfällige Schirme und Stöcke am Eingang abgegeben wurden.

Auszug aus dem Regulativ für die Besichtigung der Geologischen und Mineralogischen Sammlungen der E.T.H.
Auszug aus dem Regulativ für die Besichtigung der Geologischen und Mineralogischen Sammlungen der E.T.H.

Die Protokolle dokumentieren auch den Kernbereich des Hochschulbetriebs, zum Beispiel Ernennungen, Exkursionen oder die Vorgänge in der Abteilung für Maschineningenieurwesen & Elektrotechnik und der Materialprüfungsanstalt.

Damit die Schulratsprotokolle als Kompass durch die Geschichte der ETH künftig noch besser genutzt werden können, arbeiten wir in den nächsten Monaten intensiv an Verbesserungen in der Erschliessung und freuen uns schon darauf, hier im ETHeritage Blog über die Fortschritte berichten zu können.

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