«Research in China 1903-1904»: Wegweisende Forschung zur Geologie Chinas

Die Beschäftigung mit der Geologie Chinas hat eine lange Entwicklung durchlaufen, die von frühen Naturbeobachtungen bis hin zur modernen geologischen Wissenschaft reicht. Einer der Meilensteine in dieser Geschichte war die Expedition von Bailey Willis in den Jahren 1903–1904. Diese Expedition war einer der Grundsteine für die systematische Erforschung der Geologie Chinas und beeinflusste die Geowissenschaften des Landes nachhaltig.

Bereits in der Antike spielte die Beobachtung geologischer Phänomene in China eine Rolle. Werke wie schon das Shanhaijing («Klassiker der Berge und Meere»), eines der ältesten überlieferten Werke aus der chinesischen Mythologie (ca. 400 v. Chr.), beschrieben Berge, Flüsse und Mineralien. Während der Song-Dynastie (960–1279) dokumentierte der Gelehrte Shen Kuo (1031–1095) erstmals Prozesse wie Erosion und Sedimentation. Diese frühen Ansätze hatten jedoch nahezu keinen systematischen oder wissenschaftlichen Charakter.

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Abb. 1: Zusammensetzung der Blätter C1, D1, E1 aus dem Werk Research in China 1903-1904. Detaillierte Höhenlinien geben die Gebirgsformationen plastisch wieder. 

Mit der Ankunft westlicher Geologen im 19. Jahrhundert begann die moderne Geologie in China. In diese Phase des wissenschaftlichen Aufbruchs fiel die Expedition von Bailey Willis (1857-1949), einem führenden US-amerikanischen Geologen. 1903 wurde er von der Carnegie Institution beauftragt, die Geologie Chinas zu untersuchen. Die Forschungsreise dauerte fast ein Jahr und führte Willis sowie sein Team durch mehrere Regionen, darunter Shandong und Shanxi. Sein Ziel war es, die Stratigraphie und Tektonik des Landes systematisch zu erfassen.

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Abb. 2: Derselbe Kartenausschnitt (Blätter C1, D1 und E1) als Zusammensetzung, ergänzt um geologische Eintragungen. 

Willis fasste die Ergebnisse seiner Expedition 1906 in dem Werk Research in China 1903-1904 : Geographical and geological maps zusammen. Auf 42 Karten werden im Massstab 1:125 000 die Topografie und Geologie der bereisten Regionen festgehalten. Dieses Werk ist nicht nur eine detaillierte Dokumentation seiner Feldstudien, sondern auch ein Versuch, die geologischen Prozesse Chinas zu erklären. Besonders wichtig war seine Analyse von Überschiebungen, Faltungen und anderen tektonischen Strukturen.

Legende

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Blatt “Wu-Tai-hien” (C1) mit geologischer Legende

Die Arbeiten von Willis und anderen Pionieren wie Ferdinand von Richthofen (1833-1905) und Ding Wenjiang (1888-1936) trugen entscheidend zur Entwicklung der Geologie in China bei. Sie legten den Grundstein für die Gründung des Geological Survey of China und die Ausbildung chinesischer Geologen, die dann ab den 1920er-Jahren führende Rollen übernahmen. Willis’ eigene wissenschaftlichen Theorien blieben aber nicht unumstritten. So war er als ausgewiesener Experte seiner Zeit in der Erforschung von Erdbeben und Erdkrustenbewegungen lange Zeit ein Gegner der Kontinentalverschiebungstheorie.

Willis’ Expedition in den Jahren 1903 und 1904 bleibt ein wichtiger Meilenstein in Chinas geologischen Forschungen. Seine systematische Herangehensweise, die klaren und detaillierten Karten kombiniert mit seinen Feldbeobachtungen erleichterten es, die komplexe Geologie des Landes zu verstehen und zu dokumentieren. Viele seiner Beobachtungen und Konzepte sind daher noch bis heute relevant.

Literatur:

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