Kaum jemand hat bei Comet so fleissig fotografiert wie Zsolt Somorjai, und die Umstände, unter denen er 1985 zu der Fotoagentur kam, sind wohl die ungewöhnlichsten, die man sich vorstellen kann.
Ralph Bensberg: Comet-Studio Eröffnung, Zsolt Somorjai, 2.2.1993 (Com_L42-0119-0002-0005)
Der St. Galler Zsolt Somorjai absolvierte Anfang der 1980er Jahre eine dreijährige Ausbildung zum Wissenschaftsfotografen am Fotografischen Institut der ETH Zürich bei Prof. Dr. Franz Tomamichel, Leiter der Fachgruppe Fotografie am Institut für Kommunikationstechnik. Danach arbeitete er ein Jahr bei der PR- und Presseagentur Arthur Weidmann AG in Sursee. Dort erhielt er eines Tages den Auftrag, das Gottfried-Keller-Denkmal in Zürich zu fotografieren. Als er ankam, war der Kopf des Dichters mit Sprayfarbe verunstaltet, und er beschloss kurzerhand, sich auf die Suche nach einem Archivbild zu machen. Fündig wurde er bei der Comet Photo AG an der Turnerstrasse.
Jules Vogt: Max A. Wyss im Büro, 12.03.1985 (Com_M34-0182-0001)
Somorjai fragte den Geschäftsführer Max A. Wyss beiläufig, ob die Agentur einen Fotografen brauche und erhielt die Antwort, dass es im Luftbildarchiv eine Vakanz gebe. Er nahm die Stelle als Archivar an und ordnete fortan neue Luftbilder in den Bestand ein und kümmerte sich um den Versand von Auftragsbildern. Bei der nächsten Lücke im Fotografenteam zögerte Somorjai nicht lange und schloss sich dem Fotografenteam an. Zusammen mit seinen Kollegen Jules Vogt und Dieter Enz arbeitete er nun für die zahlreichen Stammkunden der Agentur wie den Zoo Zürich, die Karl Steiner AG Unirenova oder das Schweizer Fernsehen. Enz führte Somorjai in die Luftbildfotografie ein und er flog viel und gerne. Als am 18. August 1993 die Kapellbrücke abbrannte, hatte Somorjai die Idee, die Situation nach dem Brand zu dokumentieren.
Zsolt Somorjai: Luzern, Kapellbrücke nach Brand, 18.08.1993 (Com_F93-57121)
Zsolt Somorjai: Luzern, Kapellbrücke nach Brand, 18.08.1993 (Com_F93-57122)
Eigentliche Pressereportagen gab es immer weniger, denn starke Konkurrenten wie Keystone hatten die Nase vorn und waren in der Schweiz mit diversen Aussenposten viel besser positioniert als die auf Zürich fixierte Comet. Dennoch erhielt Somorjai von Max A. Wyss ab und zu kurzfristige Aufgebote, so bei den Überschwemmungen im Tessin (1993), bei einer Patientenrückführung aus Mallorca mit der schweizerischen Rettungsflugwacht (REGA) oder bei den Porträts aller Besucherinnen und Besucher des Open-Air-Kinos am See in Zürich.
Zsolt Somorjai: Tessin, Überschwemmung in Locarno, 11.10.1993 (Com_L42-0302-0004-0011)
Zsolt Somorjai: Open Air Kino am See, Zuschauer, 23.08.1992 (Com_L41-0323-0700-0028)
Der Auftrag im Open Air Kino ist dem Fotografen unangenehm in Erinnerung geblieben, weil sich die meisten Zuschauer nicht porträtieren lassen wollten. Die Veranstalter hatten ursprünglich die Absicht gehabt, die vielen Porträts für Werbezwecke zu einem grossen Bild zusammenzusetzen.
Gelegentlich unternahm Somorjai auch Auslandsreisen mit dem letzten Geschäftsführer der Comet Photo AG, Dieter Enz. Hier ist ein Bild von einer Reise nach Köln an die Photokina am 8.9.1986:
Dieter Enz: Köln, Rheinfahrt, Zsolt Somorjai, 8.9.1986 (Com_L35-0326-0002-0003)
1996 verliess Somorjai Comet und kehrte in seine Heimatstadt St. Gallen zurück, wo er eine Stelle als Fotograf in der Augenklinik des Kantonsspitals antrat.
Das Porträt beruht auf Gesprächen mit Zsolt Somorjai am 22.11. und am 13.12.2023
Links:
Zsolt Somorjai auf foto.ch: https://foto-ch.ch/persons/detail/49523
Bisher erschienen in der Reihe “Die Cometen”:
Die Cometen: Björn Erik Lindroos
Die Cometen: Zum 100. Geburtstag von Jack Metzger
Die Cometen: Christof Sonderegger
Die Cometen: Wolfgang Lindroos
So viele bekannte Namen, Hab selber 1980/82 als Journalist bei der Comet gearbeitet, als Nachfolger von Maya Doetzkies.