Das Jahr 2024 wurde von den Vereinten Nationen zum «Internationalen Jahr des Kamels» erklärt. Begründet wird dies damit, dass Kamele die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen in über 90 Ländern bilden. Deshalb soll auch in diesem Blogbeitrag auf die Bedeutung der Kamele eingegangen werden. Genauer gesagt auf eine Studie von Markus Rudolf Bachmann, Professor für Milchwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit an der ETH Zürich, in Zusammenarbeit mit W. Schulthess, Professor am Departement of Food Technology and Nutrition der Universität Nairobi, Kenia.
1987 veröffentlichte Bachmann Artikel im Band 42, Heft 12 der «Milchwissenschaft» seinen Artikel «Lactation of Camels and Composition of Camel Milk in Kenya» (Hs 1408:129). Schon damals wurde auf die Bedeutung der Kamele insbesondere für die Milchproduktion hingewiesen. So führte das Department of Food Technology and Nutrition der Universität Nairobi eine Studie an zwei Kamelherden im Norden Kenias durch. Die Ergebnisse wurden in Zusammenarbeit mit Bachmann und dem Labor für Milchwissenschaften der ETH Zürich ausgewertet. Ziel war es herauszufinden, wie sich die Milchleistung der Kamele in Abhängigkeit von der Haltung verändert, wie die Milchleistung während der Laktation schwankt, wie sich die Kamelmilch zusammensetzt und welche technischen Eigenschaften sie hat.
Für die Studie wurde eine relativ kleine Rendille-Kamelherde mit einer wesentlich grösseren und schwereren Somali-Kamelherde verglichen. Die beiden Herden leben in unterschiedlichen Gebieten, die sich in Bezug auf Flora und Klima (vor allem Niederschlagsmenge) stark unterscheiden. Die Kamele wurden tagsüber in Herden und nachts in Dornengehegen gehalten. Alle paar Wochen wurden sie an einen anderen Ort gebracht.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden die Milchleistung und die Milchzusammensetzung der einzelnen Tiere untersucht. Aus diesen Werten wurden individuelle Laktations-Kurven erstellt und der Herden-Durchschnitt sowie der durchschnittliche Gehalt der Milch an Fett, fettfreier Trockenmasse und Gesamttrockenmasse abgeleitet. Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass bei den lokalen Rendille-Kamelen in einem Gebiet mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 180 mm pro Jahr die durchschnittliche Milchmenge pro Tier und Monat 89 kg mit einer Gesamttrockenmasse von 12,5 % betrug. Bei den Somali-Kamelen, die in einem Gebiet mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 400 mm pro Jahr lebten, betrug die durchschnittliche monatliche Milchmenge pro Tier 135 kg mit einem durchschnittlichen Gesamttrockenmassegehalt von 11,7 %. Insgesamt wurde bei etwa einem Drittel der Tiere jeder Herde eine positive Korrelation zwischen Milchmenge und Gesamttrockenmassegehalt festgestellt.
Kamelmilch wird grundsätzlich als sehr gesund beworben, da sie einen ähnlichen Eiweiss- und Fettgehalt wie Kuhmilch aufweist, aber etwa dreimal so viel Vitamin C sowie hohe Mengen an Kalzium und Eisen enthält. Sie ist eine gute Alternative für Menschen mit einer Kuhmilchallergie. Ausserdem enthält sie Lanolin und Elastin, die sich positiv auf die Haut auswirken, weshalb sie auch in Kosmetikprodukten verwendet wird. Nicht umsonst soll Kleopatra ihre Schönheit durch regelmässiges Baden in Kamelmilch erhalten haben.
In vielen nordafrikanischen und arabischen Ländern wird Kamelmilch industriell hergestellt und sichert so die Existenz vieler Menschen. Eine Studie wie die oben erwähnte, in der die Bedingungen für die Kamelmilchproduktion untersucht werden, ist daher von grosser Bedeutung. Auch in späteren Jahren wurden an der ETH Zürich Forschungsprojekte zum Thema Kamelmilch durchgeführt, diese sind jedoch jüngeren Datums, weshalb sich die Unterlagen dazu sich noch nicht im Hochschularchiv befinden.
Quellenangabe Beitragsbild: Postkarte: Tanger, Le Courrier du Désert (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Unbekannt / Fel_034601-RE / Public Domain Mark)