Telegrafenleitungen durch den Ozean: ‘The atlantic telegraph’ von William H. Russel

Mit dem Aufkommen der Telegrafie in der Mitte des 19. Jahrhunderts brach für die Nachrichtenübermittlung ein neues Zeitalter an. W. H. Russel schildert in seinem Werk The atlantic telegraph, welche Anstrengungen unternommen wurden, um zwischen Europa und Amerika mittels eines Unterseekabels eine telegrafische Verbindung herzustellen.

Im Juli 1865 stach die Great Eastern mit einem über 4000 km langen Kabel an Bord in See, um Irland mit Neufundland zu verbinden. Russel war mit an Bord und beschrieb in tagebuchform die Ereignisse von der Verladung des Telegrafenkabels auf das Schiff bis zu seiner Verlegung im Ozean. Mit an Bord befand sich der Illustrator Robert Dudley, der detaillierte Zeichnungen verfertigte.

Abbildung 1 Das transatlantische Kabel an Bord der Great Eastern
Abb. 1: Das transatlantische Kabel an Bord der Great Eastern

Ein erster Versuch, zwischen Irland und Neufundland ein funktionierendes Telegrafenkabel zu verlegen, war bereits 1858 gelungen. Leider liessen sich über das Kabel nur wenige Nachrichten übermitteln, denn bereits wenige Wochen nach seiner Verlegung war es nicht mehr funktionstüchtig (Holtorf 2014, S. 12).

Abbildung 2 Die Great Eastern
Abb. 2: Die Great Eastern

Die Great Eastern war 1865 mit einer Länge von 210 m das grösste Schiff, das bis dahin gebaut wurde und es war das einzige Schiff, auf dem das Kabel untergebracht werden konnte. Seemeile um Seemeile wurde das Kabel, das mit der Küste verbunden blieb, abgerollt. Russel hielt am 29. Juli 1865 fest (Russel 1866, S. 64):

Coil after coil whirled off from the tank and passed away to sea as easily as the lightning flash itself; and Valentia was joined to us by a lengthening thread, which seemed stronger and more sentient as it lengthened.

Allerdings verlief der Tag nicht so reibungslos wie zuerst angenommen und die Verbindung nach Irland wurde unterbrochen (Russel 1866, S.  65):

Happy is the Cable-laying that has no history. Here might the day’s record have well been closed. But it was not so to be. At 1.10 p.m. (ship’s time), an ill-omened activity about the Testing-Room, which had been visible for some time, reached its climax. The engines were slowed, in five minutes the great ship was motionless. In an instant afterwards every one was on deck, and the evil tidings flew from lip to lip. Something was wrong with the Cable again. But the worst was not known. “Another fault,” was the word. When I went into the Testing-Room and found all the electricians so grave, I suspected more serious mischief than a diminution of insulation; and so it was. They had found “dead earth” – in other words, a complete destruction of insulation, and an uninterrupted escape of the current into the sea.

Das beschädigte Kabel konnte mit grossem Aufwand ausgebessert und weiter ausgerollt werden (Russel 1866, S. 66-69).

Abbildung 3 Die Reparatur des beschädigten Kabels während der Verlegung
Abb. 3: Die Reparatur des beschädigten Kabels während der Verlegung

Aber es kam noch schlimmer. Am 2. August 1865 riss das Telegrafenkabel und verschwand in den Tiefen des Ozeans (Russel 1866, S. 77). Mehrere Versuche, es wieder heraufzuholen, misslangen (Hoffmann 2014, S. 44).

Abbildung 4 Übersicht über den Streckenverlauf bei der Kabelverlegung zwischen Irland und Neufundland mit den Tagesetappen (oben) und Übersicht zur Suche nach dem Kabel nach dem 2. August 1865
Abb. 4: Übersicht über den Streckenverlauf bei der Kabelverlegung zwischen Irland und Neufundland (oben) und Übersicht zu den Suchstellen nach dem Kabelriss am 2. August 1865 (unten rechts)

Trotz des Misserfolges wurde nach der Rückkehr des Schiffes bereits für das darauffolgende Jahr ein erneuter Versuch mit einem neuen Kabel geplant, und Russel beendete seinen Bericht mit folgenden hoffnungsvoll gestimmten Sätzen (Russel 1866, S. 103):

«The Great Eastern is now undergoing the alterations which will render her absolutely perfect for the purpose of laying the new Cable and picking up the old, and next year will see the renewal of the enterprise of connecting the Old World with the New by an enduring link which, under God’s blessing, may confer unnumbered blessings on the nations which the ocean has so long divided, and add to the greatness and the power which this empire has achieved by the energy , enterprise, and perseverance of our countrymen, directed by Providence, to the promotion of the welfare and happiness of mankind.”

Literatur:

Christian Holtorf (2013): „Der erste Draht zur neuen Welt“. Die Verlegung des transatlantischen Telegrafenkabels. Göttingen: Wallstein Verlag.

Dirk W. Hoffmann (2014): Einführung in die Informations- und Codierungstheorie. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.

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