Ein Kuppelpavillon aus Stampflehm im Steinerschen Garten des ETH-Campus Hönggerberg

Vergangene Woche wurde auf dem ETH-Campus Hönggerberg im sogenannten Steinerschen Garten ein Pavillon aus gewölbten Stampflehmelementen errichtet. Gian Salis hat ihn mit seinen Studenten im Rahmen des Lehr- und Forschungsprojektes Stampflehm-Gewölbe entworfen und ausgeführt.

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Unterstützt wurden sie dabei von dem Lehmbauexperten Martin Rauch und seiner Firma Lehm Ton Erde Baukunst GmbH. Die Studenten waren aufgefordert, eine überkuppelte Festhütte für rund 10 Personen aus Stampflehm zu konzipieren. Die Herausforderung bestand neben der Formgebung vor allem im Material: Stampflehm kann zwar Druckkräfte aufnehmen, aber anders als Stahlbeton keinerlei Zugkräfte. Deshalb finden sich bislang zwar Böden, Wände und Mauern aus Stampflehm, aber keine Kuppeln. Um der statischen Herausforderung zu begegnen, wurde der Pavillon aus sechs Halbkuppeln konstruiert, deren Form der Kettenlinie folgt und frei von Zugkräften ist.

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Die einzelnen Elemente des Pavillons wurden im September vergangenen Jahres in derselben Lagerhalle in Laufen bei Basel hergestellt, die die Lehm Ton Erde Baukunst GmbH zur Vorfertigung der Stampflehmelemente des Ricola Kräuterzentrums genutzt hat, das dort im Auftrag des Architekturbüros Herzog & de Meuron errichtet wurde. Die Vorfertigung der Elemente erlaubte es, die Halbkuppeln senkrecht in Schalungen zu stampfen und bei Errichtung des Pavillons um 90 Grad zu drehen. Daher verlaufen die Stampfschichten der Deckengewölbe nun senkrecht.
Der Rohbau des Pavillons ist bereits zu besichtigen, er wird in den kommenden Wochen allerdings noch einen Witterungsschutz in Form eines Blechdaches erhalten. Ausserdem werden die Fugen, die durch das Zusammensetzen der insgesamt 19 Elemente entstanden sind, nachträglich mit Lehm verfüllt und retuschiert. Zum Schutz vor aufsteigender Nässe stehen die sechs Pfeiler des Pavillons auf Betonsockeln. Um Erdbebensicherheit zu garantierten, wurden die aufgemörtelten Lehmelemente auf den Sockeln mit Eisenstangen verankert. Wird Stampflehm entsprechend geschützt, ist er sehr dauerhaft und pflegeleicht.
Die Halbkuppelkonstruktion aus Stampflehm ist eine gelungene architektonische Pionierleistung, die nicht nur den Aussenraum des ETH-Campus bereichert, sondern sicher auch weitere Projekte dieser Art anstossen wird.

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