Die Geschichte der Schweizer Kartografie beginnt mit einer noch den mittelalterlichen „Mappae mundi“ zuzuordnenden grafischen Darstellung des Landes mit der Rigi als Mittelpunkt. Sie erschien 1479 in der von Albrecht von Bonstetten verfassten ersten geografischen Beschreibung der Schweiz, der Superioris Germaniae confederationis descriptio.
Ausschnitt aus der Dufourkarte, ca. 1860
Ausschnitt aus der Siegfriedkarte, 1930 (Zoom beim Anklicken des Bildes)
Eduard Imhof: Napfgruppe, Aquarell auf Druck der Situation, Schweizerischer Mittelschulatlas, Aufl. 1976
Nur knapp 20 Jahre später entstand die vom Zürcher Stadtarzt Konrad Türst mit Feder und Pinsel auf Pergament gezeichnet älteste bekannte Schweizer Landkarte. Eine weitere Schweizer Gesamtkarte der frühen Neuzeit stammt von Ägidius Tschudi. Sie wurde 1538 verlegt und diente während Jahrzehnten als Grundlage für weitere Karten.
Als schönste und bedeutendste schweizerische Karte des 17. Jahrhunderts gilt die Grosse Landtafel des Zürcher Gebietes von Hans Conrad Gyger. In 38 jähriger Arbeit wurde zum ersten Mal ein grösseres Gebiet der Eidgenossenschaft systematisch vermessen. Mit der überaus wirkungsvollen Darstellung der Geländeformen war Gyger seiner Zeit weit voraus.
Zu den erwähnenswerten Karten des 18. Jahrhunderts zählt die reich illustrierte und mit ersten Höhenangaben versehene Schweizer Karte von Johann Jakob Scheuchzer. Im Zuge der Aufklärung ergriff der Aarauer Textilfabrikant Johann Rudolf Meyer die Initiative zum Atlas Suisse. Das 16-blättrige Kartenwerk entstand von 1786 bis 1802, just im Zeitalter der französischen Revolutionswirren und war das erste neu aufgenommene und einheitliche Kartenwerk der Schweiz seit Tschudi.
1809, als es die Schweizer Grenze zu verteidigen galt, mangelte es an Karten, die deren genauen Verlauf zeigten. Aus diesem Grund strebte man bereits ab 1810 die Schaffung eines völlig neuen gesamtschweizerisches Kartenwerks an. Mit der Dufourkarte, die den Beginn der amtlichen Kartographie in der Schweiz markiert, wurde dieses Ziel bis 1864 erreicht. Das Kartenwerk errang international höchste Anerkennung und erhielt mehrere Auszeichnungen, so 1855 eine goldene Ehrenmedaille an der Weltausstellung in Paris. Mit dem aufkommenden Alpinismus folgte bald der Ruf nach Karten in grösserem Massstab. Aber nicht nur die Massstäbe gelangten mit dem steigenden Interesse an der Bergwelt in den Fokus, sondern auch die möglichst naturgetreue Darstellung des Reliefs und der Felsen. So wurde ab 1870 die Siegfriedkarte mit Höhenlinien und ihren meisterhaften Felszeichnungen publiziert. Ihre Fortsetzung fand die amtliche Topografie ab 1938 in der Landeskarte der Schweiz, wie wir sie bis heute kennen. Massgeblich geprägt wurde die Schweizer Kartografie des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Entwicklung der Reliefkartografie, durch Eduard Imhof.