Dass der Schweizer Johann August Sutter in Kalifornien um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Privatkolonie namens Neu-Helvetien errichtete, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, dass ebenfalls ein Schweizer massgeblich am Bau der Golden Gate Bridge beteiligt war. Das Wahrzeichen San Franciscos feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Jubiläum.
Die Golden Gate Bridge im Bau (ETH-Bibliothek, Archive, Hs 1410: 19.301/7)
Noch während des Ersten Weltkriegs hatte der Stadtingenieur von San Francisco eine Reihe von Ingenieuren aufgefordert, ihm bautechnisch machbare und finanziell verkraftbare Vorschläge für den Bau einer Brücke über das Goldene Tor, die Meerenge zwischen Pazifik und San Francisco Bay, zu unterbreiten. Unter diesen ersten Entwürfen war auch ein Projekt des Schweizers Ammanns, doch fiel die Wahl schliesslich auf den Konstruktionsplan des deutsch-amerikanischen Bauingenieurs Joseph B. Strauss. Auch bei der Bewerbung um den Posten des Chefingenieurs beim Bau der Golden Gate Bridge zog Ammann den Kürzeren. Allerdings stiess Strauss‘ Entwurf (eine Kombination aus Ausleger- und Hängebrücke) in Fachkreisen vielfach auf Ablehnung, so dass die Bauherrschaft Strauss eine Reihe von renommierten Ingenieuren als Berater zur Seite stellte, darunter auch Ammann.
Ammann, der 1897 bis 1902 an der ETH Zürich studiert hatte und von seiner Hochschule 1930 mit der Ehrendoktorwürde geehrt worden war, hatte sich in den USA einen Namen als Brückenbauer gemacht.
Ingenieur-Diplom von O. H. Ammann, der von 1897 bis 1902 am Polytechnikum studiert hatte (ETH-Bibliothek, Archive, Hs 1410: 4.108)
Unter anderem leitete Amman den Bau der 1931 eingeweihten George Washington Brücke in New York, der damals längsten Hängebrücke der Welt. In den folgenden Jahren reiste er wiederholt von New York an die Westküste der USA, um an den Sitzungen des Board of Consultants der Golden Gate Brücke mitzuwirken. Auf einer dieser Reisen lernte er auch seine zweite Frau kennen, die Schweizerin Kläry Vogt.
Ammanns Einflussnahme als beratender Ingenieur im Board of Consultants kann anhand der Sitzungsprotokolle und Korrespondenz herausgearbeitet werden. Wie stark Ammann darüber hinaus am Bau der Golden Gate Bridge beteiligt war, ist umstritten. Vermutlich ist es aber seinem Einfluss zuzuschreiben, dass die Golden Gate Bridge schliesslich doch als reine Hängebrücke gebaut wurde – ein Design, das auch heute noch durch seine Eleganz besticht.
Auch in späteren Jahren, bis kurz vor seinem Tod 1965, arbeitete Ammann an Studien zur Verstärkung der Brücke und zum Einbau von Schnellbahnlinien mit.
O. H. Ammann vor der Golden Gate Bridge.
Ammann (2. von links) war Mitglied des Board of Review for Investigation of Feasibility
of Addition of Rail Rapid Transit Deck to Golden Gate Bridge, Aufnahme vom 12. Januar 1962
(ETH-Bibliothek, Archive, Hs 1410: 19.301/39)
Der Nachlass Ammanns kann in den Archiven & Nachlässen der ETH-Bibliothek eingesehen werden. Ein Grossteil ist bereits in einem Findbuch archivisch verzeichnet und kann im Lesesaal eingesehen werden. Andere Unterlagen, darunter auch diejenigen des Board of Consultants der Golden Gate Bridge, sind noch nicht verzeichnet, können aber in Ausnahmefällen eingesehen werden.
Ich finde es sehr interessant, wie viel Europa in Amerika steckt. Ja es ist nicht zu glauben wer aller von uns Europäern an Projekten in Amerika mitgearbeitet hat!
Ein freund von mir hat in Amerika mal ein Wiener Cafe saniert und nachdem er in Österreich bei einer Baufirma (http://www.koenig-heinrich.at/sanierung) eine Zeit lang gearbeitet hat.
So wird auch europäische Erfahrung in die USA und allerwelt exportiert!