Kürzlich hat die Kartensammlung der ETH-Bibliothek ein Dokument bekommen, das ursprünglich dem Geographischen Institut der ETH gehörte. Es handelt sich um 6 ganz einfache, sehr sorgfältig von Hand gezeichnete Kartenskizzen, welche abgelegene Siedlungen im Tössbergland, Kanton Zürich darstellen. Ein Begleitbrief gibt Aufschluss zur Entstehungsgeschichte dieser Fleissarbeit: Hans Egli, Lehrer in Rüti, Kanton Zürich, hat die Manuskriptkarten auf Wunsch von Heinrich Gutersohn, Professor am Geographischen Institut der ETH Zürich gezeichnet. Als Grundlage für die Zeichnungen, diente Egli die Siegfriedkarte aus dem Jahre 1944. Neben den Höhenangaben finden sich auf den Zeichnungen noch Angaben zu den Siedlungen und ihren Bewohnern.
Brief von Egli and Gutersohn
Manuskriptkarte von Egli
links: Siegfriedkarte 1955 – rechts: Landeskarte 2009
Ob Heinrich Gutersohn, der Autor des Standardwerks „Geographie der Schweiz“ (in 3 Bänden, erschienen 1958-69 bei Kümmerly & Frey in Bern), die Information aus den 6 Kärtchen für sein Werk nutzte, wissen wir nicht. Im Band 3 (Mittelland), 2. Teil, befasst er sich auf S. 222 ff. ausführlich mit dem Tössbergland. S. 227: „Die den Naturgegebenheiten und den übrigen Umständen angepassten zweckmässigsten Siedlungsformen waren im Boden des Haupttals und auf den Höhen der Tafelberge das Dorf und der Weiler, im Gebiet der Eggen und Tobel der Einzelhof und der Kleinweiler. Das Tössbergland ist ein charakteristisches Einzelhofgebiet, gleicht also auch in dieser Hinsicht durchaus dem ihm verwandten Napfbergland. Die Reliefgestaltung erlaubt allerdings keine zu weit gehende Rodungen, Steilhalden mussten zum vorneherein bewaldet bleiben, …“
Unsere beiden kleinen Kartenausschnitte von der Stralegg (links Siegfriedkarte aus dem Jahr 1944, rechts Landeskarte 2009) zeigen deutlich und bestätigen die Aussage von Gutersohn: Das Verhältnis von Wald zu offenem Weideland hat sich innert der letzten 60 Jahren kaum verändert. Verändert haben sich allerdings die Beschriftungen auf den beiden Karten: Flurnamen haben sich verändert, sind verschwunden oder neu hinzugekommen, Höhenangaben sind genauer geworden.
Auf Seite 231 schreibt Gutersohn: „Trotz der Verminderung der Einzelhöfe konnte die im Bereich dieses Staatswaldes gelegene Schule Stralegg (1054 m), die höchstgelegene Schule des Kantons Zürich, zum Teil für die Kinder der Waldarbeiter beibehalten werden. Immerhin sank die Schülerzahl vom 58 im Jahre 1830 auf 15 im Jahre 1967.“
Die Schule auf der Stralegg gibt es heute noch. In einem Artikel von Daniel Hess im Tages-Anzeiger vom Dienstag 1. November 2011 (Titel: „Wo die Schüler den Lehrer duzen“) wird erwähnt, dass noch 16 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden.
Bibliothekssignatur für die 6 Manuskriptkarten von Hans Egli: K 686460
Katalogaufnahme für die Manuskriptkarten: http://opac.nebis.ch/F/?local_base=NEBIS&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=006669742
Katalogaufnahme für „Geographie der Schweiz“ von H. Gutersohn: http://opac.nebis.ch/F/?local_base=NEBIS&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=003893669