Strassen am Gotthard

Am 5. Mai machte ich eine Velofahrt über den St.Gotthardpass, der nach einem schneearmen Winter ungewöhnlich früh für den Verkehr geöffnet wurde. Eigentlich wäre ich lieber kurz vor der Aufhebung der Wintersperre gefahren, wenn die Strassenarbeiter die Strasse schon freigefräst haben aber immer noch mit Unterhaltsarbeiten beschäftigt sind.

Landeskarte 1:25 000                                                                     2011 swisstopo (JD100042)

Landeskarte 1:50 000                                                            2011 swisstopo (JD100042)

Landeskarte 1:100 000                                                       2011 swisstopo (JD100042)

Vor dem Start informierte ich mich über die Streckenführung anhand  der Landeskarten der Swisstopo.  Was ich auf der Karte sah, machte mich nicht glücklich: Zwischen der Passhöhe und Airolo gibt es einen richtigen Strassensalat. Auf der Landeskarte 1:50 000 und vor allem auf der Landeskarte 1:100 000 sieht man vor lauter Strassen die Landschaft nicht mehr. Auf der Landeskarte 1:25 000 ist es deutlich besser, die vorhandenen Zwischenräume zwischen den grossen Strassen, hat man allerdings wieder mit Nebenstrassen gefüllt, also noch mehr Strassen, die in den Karten 1:50 000 und 1:100 000 auf Platzgründen nicht eingezeichnet  sind. Korrekterweise müssten die eingezeichneten Strassen  auch in ihrer Breite massstabsgetreu eingezeichnet werden. Bei der 1:25 000 ist dies noch einigermassen möglich: Eine Strassenbreite von ungefähr 0,7 mm (von mir gemessen) ergibt in der Wirklichkeit eine Strassenbreite von ca. 17.5 m, was ungefähr auf die Nationalstrassen in diesem Gebiet (auf der 1:50 000 und 1:100 000 in roter Farbe auf der 1:25 000 ohne Farbe eingezeichnet) zutrifft. Bei der 1:100 000 messe ich ebenfalls eine Strassenbreite von ungefähr 0.7 mm, was aber eine wirkliche Strassenbreite von ca. 70 m ergäbe. Meine Folgerung:  auf der Landeskarte 1:100 000 sind die Strassen zu breit eingezeichnet, deshalb sieht es so aus, als sei der ganze Berghang oberhalb Airolo flächendeckend unter Strassen begraben.

Für meine Velofahrt entschied ich mich für die gelbe, im oberen Teil des Passes sehr kurvenreiche Strasse durch das Val Tremola (Tal des Zitterns!), die später in die roten und orangen Strassen einmündet. Aber ich hatte Pech: Meine bevorzugte Strasse war noch schneebedeckt. Diese alte Passstrasse, die mit Vorliebe von Velofahrenden und Autofahrenden, die nicht pressiert sind, befahren wird, geniesst bei der Schneeräumung keine Priorität. Wohl oder übel entschied ich mich für die rote Nationalstrasse (zurückfahren nach Norden wollte ich nicht). Nach ca. 1 km mündet die Strasse in eine Galerie (eine Art Halbtunnel, die auf einer Seite offen ist), auf den Karten mit kleinen Querstrichen eingezeichnet  und später in einen echten Tunnel, auf  den Karten mit kleinen Längsstrichen eingezeichnet (nicht zu verwechseln mit Wanderwegen, die eine ähnliche Signatur haben). Die Strasse holt anschliessend weit gegen Westen aus (phantastischer Blick ins Val Bedretto). Nach einer spektakulären Kurve bei Höhenpunkt 1797  m (mit Stützpfeilern, die in der Karte 1:25 000 eingezeichnet sind) geht’s weiter bis zum Höhenpunkt 1631 m, wo ich endlich die Nationalstrasse verlassen kann. Die abzweigende Strasse ist nur auf der 1:25 000 Karte dargestellt, wir sind jetzt im Herzen des Strassensalats, wo es für Nebenstrassen auf den kleinmassstäbigeren Karten keinen Platz mehr hat. Wenn man diese Nebenstrasse genau unter die Lupe nimmt, sieht man, dass sie am Anfang und am Ende mit einer Strassensperre versehen ist (ein kleiner, brauner Querstrich). Also kein Durchkommen? Mit dem Velo kein Problem: Zwischen den riesigen Felsblöcken, die auf der Strasse platziert sind, hat  es genügend breite Durchfahrtsmöglichkeiten. Nach einigen Passagen mit Kopfsteinpflastern  (wahrscheinlich aus Denkmalschutzgründen nicht mit Teer zugedeckt) fahre ich nach kurzer Zeit arg durchgeschüttelt in Airolo ein.

Sämtliche topographischen Karten der Swisstopo, auch ältere Ausgaben,  können in der Kartensammlung eingesehen oder auch ausgeliehen werden: http://www.library.ethz.ch/de/Ressourcen/Geodaten-Karten

Auf der Internetseite http://map.geo.admin.ch/ kann man die Landeskarten blattschnittfrei anschauen, beim Herein zoomen erscheint zuerst die Karten 1:200 000 , dann alle grösseren Masstäbe bis zur Massstab 1:25 000.

Noch eine Frage: Beim Punkt mit den Koordinaten 687 550/155 000 hat es in der Nähe der alten Passstrasse ein schwarzes Dreieck auf der 1:25 000 und 1:50 000 Karte eingezeichnet. Was ist das?

 

Schreibe einen Kommentar